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Die Alpstein Therapie

  • Autorenbild: Sabine Lang
    Sabine Lang
  • 23. Juni
  • 3 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 26. Juli

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2021 war ein schwieriges Jahr mit einem gesundheitlichen Tiefpunkt. Ich brauchte Abstand. Vom Alltag, vom Müssen, vom Sollen, von Spitälern und Ärzten, von gutgemeinten Ratschlägen und unnützen Kommentaren. Von Menschen. Von allem.


Ich packte meinen Rucksack für vier Tage Auszeit – nur ich, meine Gedanken und die Berge (ja ok, meine Kamera war auch dabei, schliesslich gibt es dort Steinböcke 😉).


Tag 1 – Vom Hohen Kasten zur Bollenwees

Ganz ehrlich: Es fiel mir nicht leicht, diese Reise wirklich anzutreten. Ich war noch nie allein wandern gewesen, und je näher der Abreisetag rückte, desto lauter wurden die Zweifel in meinem Kopf. Aber – zum Glück hatte ich das Zugticket längst gekauft, alle Unterkünfte reserviert und mein Vorhaben stolz in die Welt hinausposaunt. Rückzieher? Keine Chance. Ich hatte mich selbst in die Pflicht genommen – also los jetzt!


Startpunkt: Hoher Kasten. Der Weg führte mich via Staubern zur Saxerlücke und schliesslich zur Bollenwees. Was soll ich sagen – als Alleinreisende wird man beim Essen oft etwas bemitleidet angeschaut, dabei hätte ich mir in diesem Moment nichts Besseres vorstellen können als eine Rösti mit Blick auf den Fählensee, dazu eine fast schon kitschige Abendstimmung!


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Tag 2 – Kitsch mich, Sonne!

Am Morgen ging der Kitsch gleich weiter, bei einem wunderbaren Sonnenaufgang für mich alleine. Kein Mensch, kein Laut – ich liess jede Sekunde auf mich wirken.


Und schon beim Aufstieg zum Zwinglipass war Bewegung in den Felsen! Gämsen, die sich an der Morgenstimmung genauso zu erfreuen schienen, wie ich. Faszinierend, wie flink sie den steilen Wänden entlang flitzen! In der Zwinglipasshütte genoss ich den Ausblick auf die Churfirsten und wanderte weiter zum Mutschensattel, den Kreuzbergen und schliesslich zur Gamplüt-Bergstation.


Für die Gondel nach Wildhaus war ich dankbar – meine Beine feierten Pause. Zum Abendessen gab es Käsespätzli und ein Glas Wein, begleitet von einem Gefühl tiefer Zufriedenheit.



Tag 3 – Regen, Zweifel und Alpstein-Safari

Am dritten Tag war’s vorbei mit Sonnenschein und damit auch mit meiner Motivation. Kann ich nicht einfach den ganzen Tag im Bett bleiben? Ich rief meinen Bruder an, er hörte sich mein Gejammer an und überzeugte mich, meine Tour fortzusetzen. Auf mein Brudi ist Verlass ♡.


Alles wasserdicht verpackt, wieder mit der Gondel hoch nach Gamplüt, durch nebligen Wald Richtung Rotsteinpass. Unterwegs begegnete ich niemandem und erinnerte mich an den Anruf meiner Mutter am Vorabend: „Pass auf, es hat überall Wölfe.“ Danke Mami. Das hilft sehr, wenn man allein durch raschelndes Unterholz stapft. Ich suchte mir vorsichtshalber einen besonders spitzen Stein. Ob der geholfen hätte? Natürlich nicht. Aber die Einbildung erfüllte ihren Zweck.


Wölfe sah ich keine. Dafür Murmeltiere (auch die können knurren!), und – endlich!

Steinböcke. Sie waren zwar etwas weit weg, aber ihre Yoga-Übungen waren trotzdem spannend anzusehen 😊.


Auf dem Rotsteinpass legte ich eine Pause ein, bevor ich zur Meglisalp weiterging. Dort warteten ein kleines, urgemütliches Zimmer und ein unterhaltsamer Abend mit anderen Solo-Wanderinnen auf mich.


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Etwas zu viel Höhenluft? 😉

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Tag 4 – Abschied via Seealpsee

Früh am nächsten Morgen schnürte ich zum letzten Mal die Schuhe. Es ging über die Ageteplatte zum Unteren Mesmer und weiter zum Seealpsee. Ausser für ein paar Fotos machte ich keine Pausen, da ich frühzeitig zu Hause ankommen wollte. Am Bahnhof in Wasserauen endete meine Tour.


Mein Fazit? Allein wandern ist eine Begegnung mit der Natur, aber vor allem mit sich selbst. Mein Kopf war voll mit Bildern, Gesprächen, Gedanken und – ganz wichtig – dem Plan: Das mache ich wieder. Und zwar schon bald.




Tag 1

Start

Hoher Kasten

Ziel

Bollenwees

km | Dauer

8.7 km | 3:20 h

Höhenmeter

↗ 556 m ↘ 872 m



Tag 2

Start

Bollenwees

Ziel

Gamplüt

km | Dauer

13.6 km | 5:00 h

Höhenmeter

↗ 866 m ↘ 985 m



Tag 3

Start

Gamplüt

Ziel

Meglisalp

km | Dauer

9.7 km | 4:20 h

Höhenmeter

↗ 918 m ↘ 755 m



Tag 4

Start

Meglisalp

Ziel

Wasserauen

km | Dauer

9.1 km | 3:25 h

Höhenmeter

↗ 392 m ↘ 1'040 m




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